Lorena Quaranta: Der Corona-Mord in Italien
Sie war Medizinstudentin und wollte Menschen in der Coronakrise helfen. Dann brachte ihr Freund sie um - er glaubte, sie habe ihn mit dem Virus angesteckt.
Die Sonne hat schon Kraft an diesem Wochenende Mitte März. Es ist sechs Uhr abends in Favara auf Sizilien, die Familie sitzt draußen auf dem Balkon. Die Frau, deren Name ein paar Wochen später überall zu lesen sein wird, singt die italienische Nationalhymne. So wird es ihr Onkel knapp einen Monat später erzählen.
Die junge Frau singt sehr gern. Ihr Vater ist da, ihre Mutter, ihre Geschwister, 24 und 21 und fünf Jahre alt. Auch die Tanten sind da und Onkel Giuseppe, die Nichten, sie winken vom Balkon einen Stock höher, wegen der Corona-Kontaktsperren. Ein Samstag oder ein Sonntag, so genau wird sich der Onkel hinterher nicht mehr erinnern können.
Später am Abend bricht Lorena Quaranta auf, sie fährt mit dem Auto knapp drei Stunden nach Furci Siculo nahe der sizilianischen Stadt Messina. Sie fährt ihrem letzten Studiensemester entgegen, Medizin, sie will Gynäkologin werden. Die Abschlussprüfung ist im Juli. Sie fährt zu ihrer Wohnung und zu ihrem Freund, Antonio. Zwei Wochen später ist Lorena Quaranta, 27 Jahre, tot.