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Libyen: Türkische Intervention ändert Kriegsverlauf

22 апреля
04:11 2020

Die Truppen der Einheitsregierung sind mit türkischer Unterstützung auf dem Vormarsch. General Haftar greift Tripolis deswegen um so heftiger an. Selbst in dem Bürgerkriegsland geht die Angst vor dem Coronavirus um.

Nachdem die Kampfgeräusche verstummt und die Drohnen verschwunden waren, traute sich Mohamed Alalagi endlich aus seinem Haus in der libyschen Küstenstadt Sabratha. Mehr als zwei Wochen hatte er sich mit seiner Familie aus Angst vor dem Coronavirus eingeschlossen. Die Angst vor dem Virus war am vergangenen Mittwoch noch immer da, doch nun war die Freude größer. Rund um den zentralen Kreisverkehr der für ihre römischen Ruinen bekannten Stadt jubelten mit ihm die Anhänger der Einheitsregierung (GNA) aus Tripolis und die Männer der bewaffneten Gruppen die für sie kämpfen.

"In wenigen Stunden haben die Kämpfer aus Tripolis zusammen mit lokalen Gruppen Sabratha eingenommen, General Haftars Anhänger ließen alles stehen und liegen", sagt der 54-Jährige, der früher hauptberuflich Touristengruppen begleitete. Wieder einmal hat die Küstenstadt die Befehlshaber gewechselt. Alle waren sie nach der Revolution von 2011 hier in Sabratha: Die Revolutionäre, der IS, die GNA und mit ihr die Schmuggler, und zuletzt die Anhänger des selbsternannten Feldmarschalls Haftar.

Sabratha war ehemals der Hotspot des Menschenschmuggels. Unter Haftar kam das Geschäft hier zum Erliegen. Nach der Eroberung durch die Milizen der Einheitsregierung freuen sich zwar die Anhänger von Ministerpräsident Fayez Sarraj.

Aber die Bewohner der Stadt befürchten, dass nun der Menschenschmuggel wieder aufblühen wird. Wie so oft in Libyen scheint durch militärische Veränderung für die Menschen nichts gewonnen.

Überraschende Offensive

Der Überraschungsangriff kam selbst für Haftars Berater aus Russland, Frankreich und Ägypten unerwartet. Innerhalb weniger Stunden hatten die Einheiten der libyschen Einheitsregierung in der vergangenen Woche vier westlibysche Städte eingenommen.

Längst ist aus den vielen lokalen Konflikten in Afrikas ölreichstem Land ein weltweiter Stellvertreterkrieg geworden, an dem so viele Nationen beteiligt sind wie an keinem anderen Krieg derzeit.

Eine großangelegte türkische Militärintervention in Libyen sorgt nun abermals dafür, dass sich die Machtverhältnisse verschieben. Die Truppen der Einheitsregierung aus Tripolis, die mittlerweile hauptsächlich von der Türkei unterstützt werden, sind auf dem Vormarsch. Denn die Türkei erhöht ihr Engagement immer weiter.

Seit Januar diesen Jahres verlegt die Türkei syrische Söldner nach Libyen. Bis zu 3000 sollen es mittlerweile sein. Seit Monaten werden Waffen und Munition in das Land gebracht. Am 30. März wurde erstmals der Abschuss einer Rakete von einer türkischen Fregatte gefilmt.

Die Verbände General Haftars, der immer noch weite Teile des Landes kontrolliert, sind auf dem Rückzug. Trotz Unterstützung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland und Ägypten. Und wohl zunehmend aus den USA.

Die Betreiber der ItalMilRadar-Webseite registrierten am Mittwoch der vergangenen Woche erstmals den Direktflug einer Maschine der US-Luftwaffe aus den USA nach Bengasi, vor dessen Toren Haftars Kommandozentrum liegt. In den vergangenen Monaten waren immer wieder Flüge von der US-Luftwaffenbasis in Ramstein nach Bengasi registriert worden.

Noch am 26. März war Haftar ein strategisch wichtiger Vorstoß gelungen. Seine Kämpfer rückten in drei Städte an der tunesischen Grenze ein. Viele Libyer glaubten, dass Haftar nach gut einem Jahr Krieg um die libysche Hauptstadt Tripolis daraufhin zum finalen Sturmangriff auf die Stadt ansetzen würde. Doch stattdessen scheint nun sogar sein Rückzug Haftars möglich.

Den Unterschied macht das türkische Militärgerät. Sarraj kann sich nach einem Abkommen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan auf Korkut-Flugabwehrysteme und vor allem Bayraktar-TB2-Drohnen verlassen, die per Schiff von Izmir oder Mersin nach Tripolis geliefert werden.

Verbündete werden Haftar nicht fallenlassen

Wie ernst die Lage für Haftar ist, zeigen zwei Flüge russischer Militärmaschinen in das benachbarte Tunesien. Eigentlich sind die Flughäfen von Djerba und Tunis wegen des auch in Tunesien grassierenden Coronavirus gesperrt. Doch die von der Webseite ItalMilRadar erfassten Iljuschin-Militärtransporter holten nach Einschätzung von Militärexperten Söldner mit ihrer Ausrüstung ab, die in letzter Minute evakuiert wurden.

Noch am Wochenende antworteten Haftars Kämpfer mit den schwersten Bombardements der südlichen Wohngebiete von Tripolis seit Beginn der Offensive am 4. April letzten Jahres.

Es gilt als unwahrscheinlich, dass Haftars Unterstützer ihn fallenlassen werden. Zu viel steht auf dem Spiel, als dass sie eine Niederlage des Feldmarschalls, der die wichtigsten Öleinrichtungen des Landes kontrolliert, zulassen würden.

"Haftar und seine Unterstützer sind auf dem Rückzug", sagte Emadeddin Badi, ein Libyen-Experte und Mitarbeiter des Atlantic Council. Aber er sagt auch: "Ich glaube nicht, dass sie ihn verlieren lassen werden."

Eskalation trifft auf Coronavirus

Die Eskalation der Kämpfe kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Denn das Coronavirus ist ebenfalls in Libyen angekommen. Ähnlich wie im benachbarten Tunesien gelten in Bengasi und Tripolis Ausgangssperren. Aber die Kämpfe werden deswegen nicht weniger. Im Gegenteil. Das Leiden nimmt zu.

Nach der Schließung der Grenzen sind die wenigen staatlichen Kliniken mit der Behandlung von Schwerkranken und Kriegsverwundeten schon jetzt überfordert. Und die Menschen in Tripolis fragen sich, was schlimmer ist: Im Granathagel zu sterben oder durch Covid-19.

"Wir haben kaum noch Kapazitäten für unsere Verwundeten", sagt Mansour Aborgba, der eine Feldklinik an der Front im Süden von Tripolis betreut. Und trotz des Krieges und der Pandemie bringen die Schlepper immer neue Menschen auf den Ladeflächen von Pick-ups nach Misrata und Tripolis. "Sollte das Virus in den Migrantenlagern ankommen, wird sich die Krankheit wie ein Lauffeuer ausbreiten. Dann werden viele Kliniken sich weigern, Kranke aufzunehmen, da Kriegsverletzte, das Klinikpersonal und chronisch Kranke wegen fehlender Schutzkleidung infiziert werden könnten."

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