Coronavirus: WHO — Weltkrankheitsorganisation
Beim Kampf gegen die Pandemie wirkt die WHO auffallend unkritisch gegenüber China. Wie andere Uno-Organe steht sie unter wachsendem Einfluss der Volksrepublik. Das birgt eine Gefahr für die ganze Welt.
Eine große Lehre aus der Coronakrise könnte lauten: Es ist womöglich gefährlich, dass China so viel Macht über internationale Institutionen gewonnen hat. Gefährlich für jeden einzelnen Menschen auf diesem Planeten.
Eine wachsende Zahl von Belegen deutet darauf hin, dass die Corona-Pandemie samt drohender Weltwirtschaftskrise auch deshalb nicht verhindert wurde, weil ein wichtiges Organ der Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeitweise Chinas Interesse der politischen Gesichtswahrung priorisiert hat, statt seiner ureigenen Aufgabe nachzugehen: die Weltgemeinschaft bestmöglich vor Gesundheitsrisiken zu schützen.
Anfang 2020, als eine Pandemie noch hätte abgewendet werden können, haben hochrangige chinesische Gesundheitsbehörden offenbar erste Analysen des Coronavirus behindert und die relativ frühe Berichterstattung über ein mögliches neuartiges Sars-Virus zensiert. Die WHO, deren Job es eigentlich ist, solch folgenschwere Vertuschungen aufzudecken, wiederholte bis Mitte Januar nur die chinesischen Beteuerungen, dass noch nicht klar sei, ob das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werde. Dabei war sie schon am 31. Dezember 2019 gewarnt worden, dass das neue Virus große Ähnlichkeiten mit dem Sars-Virus zu haben scheine.
Eigene Untersuchungen startete die WHO relativ spät. Kritik an der chinesischen Informationspolitik hat sie bis heute nicht geäußert. Stattdessen ist sie voll des Lobes für Chinas rigorose Lockdowns.
Der Pro-Peking-Kurs der WHO dürfte kein Zufall sein. Die Volksrepublik hat ihren Einfluss auf die Uno-Behörde seit knapp anderthalb Jahrzehnten systematisch ausgebaut.
Wachsender Einfluss seit anderthalb Jahrzehnten
Am 9. November 2006, nicht lange nachdem die Kommunistische Partei schon einmal wegen partieller Vertuschung einer Epidemie (Sars 2003) in der Kritik gestanden hatte, wurde die als prochinesisch geltende Ärztin Margaret Chan zur neuen WHO-Chefin ernannt. Der damalige US-Präsident George W. Bush akzeptierte die Personalie ebenso stillschweigend wie die meisten der damaligen Regierungschefs in Europa. Ebenso lief es fünf Jahre später bei Chans Vertragsverlängerung: Weder bei US-Präsident Barack Obama noch in der EU regte sich ernsthafter Protest.
Chan, die in ihrer zehnjährigen Amtszeit zahlreiche chinafreundliche Bürokraten einstellte, wurde schließlich 2017 von Pekings nächstem Wunschkandidaten abgelöst, dem Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus. Dieser baut Chinas Einfluss auf die WHO seither weiter aus. Zuletzt sprach er sich gar für Chinas Idee einer "medizinischen Seidenstraße" aus.
Es ist kein Zufall, dass der Westen den Chinesen so viel Einfluss auf eine zentrale Uno-Organisation gewährte. Politiker in den USA und in der EU verfolgten lange den Ansatz des "strategischen Engagements" gegenüber der Volksrepublik. Dieser besagt, dass man Akteuren Verantwortung überträgt, um sie ins vorherrschende System einzubinden - auf dass sie sich mit der Zeit zu systemkonformen Partnern entwickeln.