Coronavirus erhöht Todesraten in mindestens sieben europäischen Staaten
Auch ohne das Coronavirus sterben jede Woche Zehntausende Menschen in Europa. Wie tödlich allein dieser Erreger ist, verrät daher nur der Vergleich zur üblichen Zahl der Toten. Hier zeigt sich in mehreren Staaten ein klarer Anstieg.
Eigentlich sollten die Todeszahlen von Corona-Infizierten dabei helfen, die Gefährlichkeit der Krankheit einzuschätzen. Tatsächlich ist es nicht so einfach. Am Coronavirus sterben viele Menschen mit Vorerkrankungen. Ob das Virus verantwortlich war für ihren Tod oder ihre Vorerkrankung, lässt sich nicht immer sagen. In beiden Fällen fließen die Todesfälle in die aktuelle Corona-Statistik ein.
An der gab es deshalb zuletzt einige Kritik (mehr dazu lesen Sie hier). Die Vermutung stand im Raum, dass der Ausbruch der Pandemie überschätzt wird. Am Ende des Jahres, so hieß es immer wieder, würden nicht deutlich mehr Menschen gestorben sein als ohne das Virus.
Das Projekt Euromomo erfasst für 24 europäische Staaten wochenweise, ob es mehr Todesfälle gibt, als üblicherweise zu erwarten wären. Noch in der vorvergangenen Woche war in der Gesamtstatistik über alle erfassten Länder kaum ein Ausschlag zu erkennen, allerdings warnte Euromomo, dass die Zahlen mit Vorsicht betrachtet werden müssten, da sie teils verzögert gemeldet würden.
Ungefähr 10.000 Tote zusätzlich
Das gilt auch noch für die vergangene Woche. Allerdings ist in der Gesamtstatistik nun ein deutlicher Ausschlag zu erkennen. Statt der erwarteten knapp 60.000 Toten sind in den meldenden Staaten in Kalenderwoche 14 im Schnitt knapp 70.000 Menschen gestorben.
"Die jüngsten Schätzungen des 'Euromomo'-Netzwerks zeigen einen starken Anstieg der Gesamtmortalität in den teilnehmenden europäischen Ländern im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie", schreiben die Forscher.
Der Anstieg geht im Wesentlichen auf fünf Staaten zurück, in denen die Gesundheitsversorgung durch die Corona-Pandemie in Teilen zusammengebrochen ist, etwa Italien, Frankreich, Spanien und England, das in der Statistik gelöst von Großbritannien vorkommt. Deutlich erhöht ist die Sterberate der Statistik zufolge aber auch in der Schweiz.
In vier dieser Staaten sind zuletzt so viele Menschen gestorben, wie zu keinem anderen Zeitpunkt, keiner Grippewelle und keinem anderen Ereignis seit Beginn der Erfassung Ende 2015. In Frankreich ist die Rate ähnlich hoch wie zur schweren Grippesaison 2016/2017.
Auch in der jüngeren Altersgruppe steigt die Todesrate
Nicht ganz so extrem ist die Lage in Belgien, allerdings sind auch dort vergangene Woche deutlich mehr Menschen gestorben, als zu erwarten gewesen wäre. In Portugal ist die Todesrate leicht erhöht. Für Deutschland liegen aktuell nur Daten aus Hessen vor, dort gibt es derzeit keine auffälligen Werte.