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Coronavirus: Bundesliga oder Altenheime — wo soll mehr getestet werden?

20 апреля
07:52 2020

Mit einer Vielzahl von Covid-19-Tests will der Profifußball den Spielbetrieb im Mai wieder aufnehmen. Gibt es dafür überhaupt genug Laborkapazität?

Seitdem die Manager der Bundesliga konkrete Pläne schmieden, die Fußballsaison ab Mai mit Spielen ohne Publikum fortzusetzen, gibt es eine Debatte darüber, wie hoch der Preis für solche Geisterspiele sein darf.

Einer der schärfsten Gegenspieler für Spiele in der Coronakrise ist Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitspolitiker, selbst Epidemiologe und früher ein leidlicher Amateurkicker. Sein Argument für seine Skepsis: Auch Geisterspiele können nur dann stattfinden, wenn die Teams umfangreich auf Corona getestet werden, insgesamt werden dafür über 20.000 Tests berechnet. "Die Frage ist aber, ob das die beste Verwendung der knappen Tests ist für das Luxusgut Fußball. Wir sind derzeit nicht mal in der Lage, jeden zu testen, bei dem es medizinisch sinnvoll sein könnte, geschweige denn jeden Verdachtsfall", hatte SPD-Mann dem SPIEGEL gesagt und sich damit den Groll der Fußballfunktionäre zugezogen.

Die Deutsche Fußball Liga stellt vehement infrage, dass es hierzulande einen Mangel an Testkapazitäten gibt. Und stützt sich dabei unter anderem auf die Aussagen von Evangelos Kotsopoulos, dem Vorstand vom Berufsverband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) in Deutschland. Dieser erklärte auf eine Anfrage der "Welt"- und der "Bild": "Selbst wenn die 36 Vereine ihr Personal alle zwei Tage durchtesten würden mit jeweils 40, 50 Personen, liegen wir unter einem halben Prozent der Testkapazitäten. Das ist in absoluten Zahlen so gering, dass das regional vor Ort einfach so mitgemacht würde. Das sehen wir als vollkommen unproblematisch an." Sein ALM-Kollege Michael Müller sprang ihm bei: "Die verfügbaren Testkapazitäten übersteigen den Versorgungsbedarf aktuell deutlich. Es gibt noch Potenzial für zusätzliche Testungen."

Bemerkenswert: Erst Ende März hatte dieser Michael Müller sich völlig anders geäußert. In einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" hatte er angemahnt, dass nicht indizierte Abstriche "überlebensnotwendige Kapazitäten" blockierten. Zumal es weiterhin die Patienten gäbe, die auf andere lebenswichtige Labordiagnostik angewiesen seien. "Nur, wenn wir als Ärzte in dieser Phase solidarisch alle Ressourcen angemessen einsetzen, kommen wir gut durch die Pandemie", so Müller damals.

Ungleiche Kapazitäten in den Labors

Nun jedoch will die ALM errechnet haben, dass die 107 Mitglieder-Labors, die sich an einer Datenerhebung beteiligt haben, ihre Tests auf Corona auf 110.000 am Tag gesteigert haben. Es könnten insgesamt 550.000 Tests pro Woche durchgeführt werden, tatsächlich seien es jedoch weit weniger.

Ist die ganze Aufregung also halb so wild?

Mitnichten.

Denn ein Blick in die Details zeichnet folgendes Szenario: Theoretisch wäre derzeit zwar genug Luft, um jederzeit Tausende von Abstrichen bei den Profikickern zu nehmen. Martin Obermeier, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Leiter des Labors MVZ in Berlin-Charlottenburg sagt hingegen, dass "die Laborkapazitäten in Deutschland nicht wirklich gleichmäßig verteilt sind. Während in Berlin derzeit die Laborkapazitäten nicht ausgeschöpft werden, gibt es auch einige Regionen, in denen die Kapazitäten knapp sind".

Auch wenn die über 20.000 Tests für die Kicker die deutschen Labors derzeit nicht überfordern würden, bleibe die Frage nach der Gerechtigkeit, denn die Überkapazität könne nicht einfach dorthin geschleust werden, wo sie benötigt werde. "Die Kosten für die Bundesligaprofis sind in Relation zu den Umsätzen wahrscheinlich zu vernachlässigen - bei der kalkulierten Anzahl an Test vielleicht ein Betrag von insgesamt zwei Millionen Euro", sagt Obermeier, "dagegen können Krankenhäuser, Pflege- und Altenheimen ohne finanzielle Unterstützung die Kosten nicht bewältigen." Auch wenn die Labors systemrelevanten Einrichtungen entgegenkommen würden, müssten sie auch auf die Deckung ihrer Kosten achten.

Sollten Tests bei Fußballern Priorität haben?

Auch Simone Brunner-Zillikens, Fachärztin für Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie und Laboratoriumsmedizin und Leiterin des Labors Brunner in Konstanz sieht Testreihen für Profis kritisch: "Fußball ist ein Riesenbusiness, aber dafür priorisiert und engmaschig Tests durchzuführen, das kann ich schwer nachvollziehen. Zumal das viele Betriebe gern würden, damit sie ihre Produktion wieder starten könnten."

Brunner-Zillikens ist selbst Mitglied im ALM, argumentiert jedoch differenzierter als dessen Vorstand: "Wenn es vorhersehbar ist, wann die Tests der Fußballer reinkommen, dann kriegen größere Labors das sicher irgendwie organisiert. Andererseits wird es immer wieder Situationen geben, dass wir einen Ausbruch in einem Altenheim haben oder es in den Kliniken verstärkten Bedarf gibt. In so einer Situation fände ich eine Priorisierung der Fußballer schwierig."

Für die Testungen sind aber nicht nur Laborgeräte und Personal notwendig. Es werden auch Reagenzien und Testkits benötigt, die in der jüngsten Vergangenheit extrem knapp geworden waren. "Derzeit warten wir in Deutschland wieder auf eine neue Lieferung aus Korea. Hier haben wir eine ähnliche Abhängigkeit wie bei den Arzneimitteln", sagt Prof. Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg, unerwartete Lieferstopps seien jederzeit denkbar.

Auch Karl Lauterbach widerspricht der ALM-Vorstellung, dass in Deutschland ausreichend Coronatests zur Verfügung stehen würden. "Je mehr wir testen, desto schneller können wir die Epidemie beherrschen", sagt Lauterbach. Zurzeit werde hierzulande aber nicht einmal jeder Verdachtsfall untersucht, dabei sollte "jeder neue Fall eine Warnung für uns sein, nicht nachzulassen".

"Weit davon entfernt, irgendwo auf Tests verzichten zu können"

Epidemiologisch gebe es eine Grundregel: Je mehr getestet werde, desto besser könne man die Epidemie eindämmen. Für Lauterbach ist es deshalb "zynisch zu sagen, bei derzeit wöchentlich rund 350.000 Tests", käme es auf ein paar Tausend für den Fußball gar nicht an.

Momentan gebe es, so Lauterbach, "in vielen Betrieben selbst sensitiver Branchen überhaupt keine regelmäßigen Tests". Jede Ausweitung regelmäßiger Kontrollen sei "eine Investition darin, Leben zu retten", besonders in Altenheimen und Krankenhäusern. Das Beispiel der onkologischen Abteilung im UKE Hamburg, wo sich kürzlich ein Virus ausgebreitet hatte, sei ein Beispiel dafür. "Wir sind noch sehr weit davon entfernt, irgendwo auf Tests verzichten zu können – im Gegenteil."

Die meisten Beschäftigten in Krankenhäusern, in der Altenpflege und deren Angehörigen werden Lauterbach wahrscheinlich zustimmen. Herbert Mauel, Geschäftsführer des Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) sagt, dass in seiner Branche bisher keine "regelhafte Testung" erfolge, nur wenn diese vorhanden sei, könne man "sehr schnell und sehr genau" eingreifen, wenn Fälle auftreten.

Schon die derzeitige Situation sei unerträglich: "Es kann nicht sein, dass wir jeden testen, der sich laut genug überall beschwert, aber die Pflegekräfte und die Pflegebedürftigen bestenfalls dann, wenn es einen bestätigten Fall gibt." Dass man noch über umfangreiche Tests im Fußball nachdenke, kann der Verbandsvertreter für Pflegekräfte nicht nachvollziehen: "Brot und Spiele? Aus unserer Sicht braucht die Situation in den Pflegeeinrichtungen einen deutlichen und erkennbaren Vorrang. Hier geht es um die Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe. Fußball ist ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger."

Was die Sicherheit der Fußballer selbst betrifft, sieht die Labormedizinerin Simone Brunner-Zillikens jedoch noch andere Probleme: "Die PCR-Tests, also die Rachenabstriche, sind so ausgelegt, dass sie erst ab einer bestimmten Menge Viren nachweisen können, und das ist meist dann, wenn bereits Symptome vorliegen", erklärt sie, "selbst bei engmaschiger Testung wird es schwer, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Es wird immer wieder Fälle geben, wo der Test negativ ist, jemand noch keine Symptome hat, aber bereits infiziert ist."

DFL könnte mit eigenen Backup-Labors planen

Für Fritz Sörgel wird sich der Fußball darauf einstellen müssen, flexibel auf die aktuelle Corona-Situation zu reagieren. Gebe es Zeiten, in denen die Ansteckungszahlen zurückgehen, könnten Tests für den Fußball übrig sein. Treten jedoch Krisen in Altersheimen oder Krankenhäusern auf, müsse der Fußball auf Tests verzichten. "Der Fußball wird sich also auf eine On-off-on-Situation einrichten müssen. Der ehrgeizige Plan, die Restspiele in wenigen Wochen zu Ende zu führen, hängt letztlich vom weiteren Fortschreiten der Infektionen in der Gesellschaft ab."

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