Corona-Krise — Ralph Brinkhaus verwarnt Bundesregierung: «So geht das nicht»
Ralph Brinkhaus sagt, "die Zeit der Schnellschüsse" sei vorbei. Wichtige Entscheidungen dürften nicht nur zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten getroffen werden, sondern gehörten in den Bundestag.
SPIEGEL: Die Coronakrise beherrscht die Politik, der Bundestag ist im Notbetrieb. Wie fühlt sich das für Sie an?
Brinkhaus: Also Notbetrieb würde ich das nicht nennen, eher Anders-Betrieb. Vielleicht kann man manches sogar künftig häufiger machen. Videokonferenzen laufen ziemlich gut. Man kann einfach mal spontan zwanzig Leute zusammentrommeln. Und vieles kann man in einer halben Stunde abhandeln, wofür man sonst ewig braucht.
SPIEGEL: Klingt, als könnten Sie sich an diesen Zustand gewöhnen.
Brinkhaus: Nein, auf Dauer geht das so nicht weiter. Wir beginnen jetzt auch wieder mit der Normalisierung. Wir gehen gerade raus aus diesem Modus, den wir vor ein paar Wochen hatten: Erste, zweite, dritte Lesung an einem Tag. Inhaltlich sind wir im Normalbetrieb. Teilweise sogar intensiver, weil in den Wahlkreisen viele Termine wegfallen. Schützenfeste, Versammlungen und ähnliche Veranstaltungen.
SPIEGEL: Was war für Sie der seltsamste Moment der letzten Wochen?
Brinkhaus: Die Vorbereitung auf die großen Rettungspakete, die war schon merkwürdig. Ich war hier im Bundestag in meinem Büro nahezu alleine. Die Stadt war leer, und wenn man dann morgens aus der Wohnung in den Bundestag gegangen ist und abends aus dem leeren Bundestag wieder zurück, dann hat man sich schon wie in einem schlechten amerikanischen Endzeit-Film gefühlt.