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Corona-Krise: Kapitalflucht aus Schwellenländern stärker als zur Weltfinanzkrise 2008

16 апреля
06:12 2020

Produktion eingestellt, Milliarden abgezogen, Touristen weg: In Ländern wie Südafrika oder der Türkei bahnt sich eine Krise nach der Krise an. Doch einige Emerging Markets sind besser vorbereitet.

Kristalina Georgiewa verteilt dieser Tage Dollar-Millionen, rund um die Welt: 442 Millionen für den Senegal, 174 Millionen für Albanien, 121 Millionen für Kirgisistan, eine Milliarde für Ghana, und, und, und. Einen Corona-Notkredit nach dem nächsten vergibt die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesen Tagen. Sie muss noch eine lange Liste abarbeiten.

Mehr als 90 Schwellenländer haben den IWF um finanzielle Hilfe angesucht. Viele Staaten fürchten, bankrottzugehen. "Es ist die dunkelste Stunde der Menschheit, die ich miterlebt habe", sagt Georgiewa. Jetzt komme es darauf an, "die Verwundbarsten auf diesem Planeten zu schützen". Gerade hat der IWF 25 der ärmsten Staaten wie Afghanistan, Haiti oder Mali nun Schuldenerleichterungen gewährt; 500 Millionen Dollar stehen für das Programm bereit.

Aber das sind Peanuts, verglichen mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Schäden, welche die Pandemie in den Schwellen- und Entwicklungsländern anrichtet. 83,3 Milliarden Dollar haben ausländische Geldgeber in diesem März aus den Emerging Markets abgezogen, hat der Ban­ken­ver­ban­d In­sti­tute of In­ter­na­tio­nal Fi­nance (IIF) errechnet. Die Kapitalflucht war stärker als in den allerschlimmsten Zeiten der Weltfinanzkrise von 2008. Und in diesem April dürften die Zahlen kaum besser aussehen.

"Alle Schwellenländer werden von dieser Krise getroffen"

"Alle Schwellenländer werden von dieser Krise getroffen", sagte Mauro Toldo, der Emerging-Markets-Chefstratege der Dekabank, dem SPIEGEL. "Niemand kann absehen, wie schwer es wird und wie lange es dauert." Keine Krise vergangener Jahrzehnte war so allumfassend wie diese. Zum einen brechen die Preise für Erdöl, Kupfer oder andere Rohstoffe ein, von deren Export Länder wie Nigeria, Chile oder Brasilien leben. Zum anderen ist Tourismus plötzlich nicht mehr vorhanden - ein besonderer Schlag für Staaten wie Thailand oder die Türkei. Schließlich stocken globale Liefer- und Produktionsketten, worunter etwa Nationen wie Bangladesch oder Mexiko leiden.

Und völlig ungewiss ist dabei, wie stark sich das Coronavirus in welchen Ländern ausbreiten, wie lange es das Leben lahmlegen, wie viele Menschen es schwer krank machen oder töten wird. Es sei ein Seiltanz, twittert Pakistans Premierminister Imran Khan, "zwischen einem Lockdown, der nötig ist, um die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen/verhindern, und der Sicherstellung, dass Menschen nicht verhungern und unsere Wirtschaft nicht kollabiert".

Plötzlich sind viele Emerging Markets wieder ganz schwach. Nachdem sie jahrelang prosperiert und der Weltwirtschaft Schwung verliehen haben. Sie haben ausländisches Kapital in großem Stil angezogen: oft über sogenannte "Carry Trades" von Investoren aus Industrieländern, denen die Zinsen und Renditen in der Ersten Welt zu niedrig waren. Der Boom hat eine neue Mittelklasse in vielen Schwellenländern erschaffen. Aber auch Schuldenberge. Laut IIF haben sich die Verbindlichkeiten der Emerging Markets seit 2010 verdoppelt: auf rund 72.000 Milliarden Dol­lar.