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Corona in Hungerstaaten: So will die UNO helfen

17 апреля
08:11 2020

Was tun, wenn das Coronavirus auf Armut trifft? Arif Husain, der Chefökonom des World Food Programme, über Luftbrücken und die Schwierigkeiten, hungernde Menschen vor Infektionen zu schützen.

SPIEGEL: Wer arm ist, stirbt eher an einer Infektionskrankheit. Warum?

Husain: Es gibt einen ganz direkten Zusammenhang. Je ärmer Sie sind, desto schwächer ist meist Ihr Immunsystem und desto größer ist das Risiko zu erkranken. Wenn Sie keinen Zugang zu Seife und sauberem Wasser haben, wie waschen Sie sich dann die Hände? Das ist Realität für rund 750 Millionen Menschen. Sie können sich nicht gut ernähren, obwohl sie 70 Prozent ihres Einkommens für Essen ausgeben. Besonders kritisch ist es in den Flüchtlingslagern.

SPIEGEL: Sie meinen die großen Lager, die das WFP versorgt - etwa das in Bangladesch mit fast einer Million geflohener Rohingya oder die Lager im Süden Sudans oder in Kenia an der Grenze zu Somalia.

Husain: Genau. 30 Millionen Menschen leiden weltweit unter extremem Hunger und viele von ihnen leben in solchen Lagern. Um sie machen wir uns die größten Sorgen. Wir sind sozusagen ihre Lebensversicherung – ohne uns werden sie diese Krise nicht überleben. Wie aber sollen Hunderttausende Geflohene auf so begrenztem Raum "Social Distancing" machen? Das ist unmöglich. Es gab dort bisher auch keine Hygiene-Kits oder Schutzmasken.

SPIEGEL: Wie kann man in diesen Lagern überhaupt auf Corona-Infektionen reagieren?

Husain: Es ist schwierig. Wir nutzen unsere Erfahrungen mit der Ebola-Epidemie 2014/15 in Westafrika. Unsere oberste Priorität ist die Gesundheit und Sicherheit der Geflohenen und unseres Personals. Um das Infektionsrisiko zu begrenzen, verteilen wir Nahrungsmittel dann nur nach bestimmten medizinischen Sicherheitsverfahren, die von der WHO und den lokalen Gesundheitsbehörden empfohlen werden. Wir haben auch Gesundheitsuntersuchungen, Handwaschstationen und die Aufklärung der Bevölkerung über Präventionsmaßnahmen eingeführt.

SPIEGEL: Können Sie rasch genug reagieren?

Husain: Wir versuchen, unsere Expertise bei der Lebensmittelverteilung jetzt für die Gesundheitsprävention zu nutzen. Unsere Stärke ist die Schnelligkeit, mit der Lebensmittel dorthin geliefert werden, wo man sie benötigt. Wir haben an wichtigen Krisenorten wie dem Süd-Sudan schon jetzt Nahrungsmittelreserven für die nächsten schwierigen Monate deponiert. Zudem unterhalten wir etwa in Ghana, Malaysia oder Panama humanitäre Hilfsdepots, von wo aus wir jetzt Schutzanzüge, Masken und Notstromaggregate in die Krisengebiete schicken. Wir sind außerdem gerade dabei, internationale Koordinationspunkte an wichtigen Orten wie Guangzhou, Liège und Dubai einzurichten, die in der Nähe von Fabriken für medizinische Güter liegen, die dann ausgeflogen werden. Das Verteilernetz wird also größer. Allerdings brauchen wir dafür etwa 350 Millionen Dollar – und davon haben wir bisher nur etwa 25 Prozent erhalten.

SPIEGEL: Die Krisenregionen werden wachsen. WFP-Chef David Beasley schätzte kürzlich, dass die Zahl der aktuell Hungernden von 95 Millionen auf über 120 Millionen steigen wird.

Husain: Dies wird geschehen, weil wir wegen der Pandemie jetzt Menschen helfen müssen, die wir vorher nicht unterstützen mussten. Den Armen in den Städten etwa und denen, die in Slums leben. Den Hunderttausenden Tagelöhnern in Asien, die aufgrund der Ausgangssperren über Nacht ihre Arbeit verloren haben. In Afrika haben Menschen im Tourismus oder in der Gastronomie keine Arbeit mehr - oder die vielen Straßenverkäufer. Anders als in reichen Ländern gibt es in diesen Ländern keine funktionierenden Sozialversicherungssysteme. Wir werden in diesem Jahr wohl zwölf Milliarden Dollar benötigen, um wirksam helfen zu können.

SPIEGEL: Sie steuern die Hilfe aus Rom, dem Sitz des WFP. Wie muss man sich das vorstellen?

Husain: In normalen Zeiten arbeiten in unserer Zentrale fast 2000 Menschen, die unsere 83 Länderbüros und sechs Regionalbüros unterstützen. Große Notfälle leiten wir vom "Kontrollraum" aus. Hier kommen dann Spezialisten aus der Logistik-, Beschaffungs- und Haushaltsabteilung zusammen, um sich ein klares Bild davon zu machen, wie viele Menschen warum, wo, wie lange und mit welcher Art von Hilfe unterstützt werden müssen. Gegenwärtig arbeiten wir alle von zu Hause. Aber auch dort sitzen unsere Einkäufer dann vor ihren Bildschirmen und beobachten die Warenbörsen, um im richtigen Zeitpunkt etwa Weizen oder Mais zu kaufen - wenn wir solche Lieferungen nicht aus regionalen Quellen erhalten können.

SPIEGEL: Es gab Kritik daran, dass das WFP hauptsächlich bei großen Rohstoffkonzernen wie Cargill oder Bunge kauft, weil die oft die günstigsten sind, statt auch lokale Farmer zu unterstützen.

Husain: Das ist nicht ganz richtig. Wir kaufen auf den lokalen Märkten so viel ein, wie sie anbieten können. Wir müssen aber darauf achten, dort nicht die Preise hochzutreiben oder Engpässe zu schaffen. Sicher, wir brauchen große Mengen und wir brauchen sie so billig wie möglich. Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel 1,6 Milliarden Dollar für den weltweiten Einkauf von Nahrungsmitteln wie Mais oder Weizen ausgegeben - aber wir haben auch eine Menge Grundnahrungsmittel in Afrika im Wert von 600 Millionen Dollar gekauft. Selbst wenn sie etwas teurer sind, spart der regionale Einkauf am Ende oft Geld durch die geringeren Transportkosten.

SPIEGEL: Es gibt in Rom auch die Recherche- und Analyse-Abteilung, die Sie leiten. Dort wird eine weltweite "Hierarchie des Hungers" erstellt, wie es der Schweizer Jean Ziegler kürzlich beschrieb. Wo ist die Situation im Moment am schwierigsten?

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