Corona-Ausbruch am UKE in Hamburg: Wie sich eine ganze Krebsstation mit dem Virus infizierte
Sars-CoV-2 kann einen überall erwischen - sogar auf der Hochsicherheitsstation der Hamburger Uniklinik. Insider berichten von gravierenden Fehlern.
Sie ist der Stolz des Hamburger Uniklinikums (UKE), die Leukämiestation C5A: ein Hightech-Trakt für Menschen, die um ihr Leben kämpfen. Spezialfilter reinigen die Luft von Keimen, auch das Wasser wird eigens aufbereitet. Die Hygienestandards sind, so die UKE-Website, verschärft. Nichts schien hier zu gut, zu streng, zu teuer; José Carreras, spanischer Startenor, einst selbst an Blutkrebs erkrankt, hatte mit seiner Stiftung die C5A großherzig gesponsert und kam 2011 zur Eröffnung.
Nun aber ist der Stolz angeknackst, der gute Ruf auch. In der Onkologie waren 20 Patienten mit Corona infiziert, außerdem rund 20 Mitarbeiter - Ärzte, Pfleger, eine Putzfrau. Der Skandal: Das Virus hat es auch in den fünften Stock geschafft, auf die C5A. Plötzlich wirkt diese Wunderwelt der Keimfreiheit wie eine "Titanic" des medizinischen Fortschritts – angeblich über alle Zweifel erhaben, aber im Ernstfall nicht zu retten. Wie konnte das passieren?
Um eine Antwort bemühten sich am Mittwochnachmittag zwei leitende Ärzte und ein Klinikmanager in einer Pressekonferenz. Am Abend vorher hatte der SPIEGEL die Infektionswelle publik gemacht. Offenbar hatte sich das UKE, das seit neun Tagen das Desaster kannte, still aus der Affäre ziehen wollen. So klangen auch die Erklärungen keineswegs zerknirscht, sondern so krisenfest wie die Bordkapelle auf der sinkenden "Titanic".