CDU in der Corona-Krise: Plötzlich populär
Ende April wollte die CDU einen neuen Vorsitzenden wählen - dann kam Corona. Die Krise der Partei? Gerät angesichts steigender Umfragewerte in Vergessenheit. Was wird davon bleiben? Und wer punktet in der Führungsfrage?
Ziemlich egal, mit wem man im Moment in der CDU spricht: Es ist immer die gleiche Leier. Wie es mit der Partei weitergehe und vor allem mit wem an der Spitze, interessiere doch im Moment wirklich niemanden, lautet im Kern die Antwort.
In der Tat dominiert der Kampf gegen Corona und der Umgang mit dem Virus seit Wochen das Leben der Deutschen und damit auch die deutsche Politik. Und Politiker der CDU (und der Schwesterpartei CSU) scheinen dabei nach Ansicht der Bürger besonders gute Arbeit zu machen, so jedenfalls lesen sich die Umfragewerte der Unionsparteien und ihrer führenden Vertreter: Sogar die magische 40-Prozent-Schwelle erscheint wieder in Reichweite, nachdem Infratest dieser Tage 38 und das Institut Forsa sogar 39 Prozent für CDU und CSU ermittelte.
Aber es soll sich bloß niemand zu offensichtlich darüber freuen: "Schaffa, schaffa", wie der Schwabe sagt, im Anti-Corona-Kampf - und ansonsten den Mund halten, ist die Devise in der CDU. Erst recht zu Parteiangelegenheiten.
Das geht so weit, dass am Montag, wenn zum ersten Mal seit geraumer Zeit die Parteigremien (natürlich nur virtuell) zusammenkommen, man nicht einmal intern über eine ganz praktische Frage sprechen möchte, die formal zu klären ist.
Sonderparteitag ist noch nicht formal abgesagt
Der ursprünglich für nächsten Samstag geplante Sonderparteitag, auf dem ein Nachfolger für CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt werden sollte, findet bekanntermaßen nicht statt. Und selbst die Vorsitzenden-Aspiranten gehen inzwischen davon aus, dass es bis zum regulären Parteitag im Dezember keine Extra-Zusammenkunft mehr geben wird, die Kramp-Karrenbauer-Nachfolge also dann erst entschieden wird. Aber ein entsprechender Beschluss des dafür zuständigen Bundesvorstands steht noch aus.
Am liebsten wäre es der CDU-Führung, so ist zu hören, wenn man am Montag in den Gremien ausschließlich über Corona sprechen würde. Zentrale Krisen-Akteure werden ja zugeschaltet sein: an erster Stelle Kanzlerin Angela Merkel, aber auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die amtierende Parteichefin und Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, dazu zahlreiche Ministerpräsidenten, darunter Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin Laschet.
Laschet kommt in der Corona-Debatte als Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes eine wichtige Rolle zu, zudem hat er sich zuletzt als Mahner gegen einen zu harten Kurs profiliert. Ach ja, und Laschet will natürlich immer noch CDU-Vorsitzender werden - womit in Vor-Corona-Zeiten auch der Erst-Zugriff auf die nächste Kanzlerkandidatur der Unionsparteien einherging. Zu diesem Thema sagte er gerade dem SPIEGEL: "Ich kenne aber niemanden, der derzeit ernsthaft über Kanzlerkandidaturen nachdenkt – weder in der CDU noch in der CSU."