Corona-Friedhof für New Yorks Arme: Hart Island — die Toteninsel
Bis zu 12.000 Menschen sind in New York bislang an Covid-19 gestorben. Wenn sie keine Angehörigen haben, werden sie auf Amerikas größtem Armenfriedhof bestattet: einer Insel vor der Küste der Bronx.
Die Kühlwagen kommen aus allen Stadtteilen. Über eine Brücke rumpeln sie auf eine Insel vor der Küste der Bronx. Am anderen Ende wartet eine Fähre, die sie zu einer weiteren, kleineren Insel hinausschippert, trist und unbewohnt. In der Ferne ist die Skyline von Manhattan zu erahnen.
Ein Drohnenvideo offenbart, was dann passiert: Arbeiter in Overalls, Mundschutz und Handschuhen machen sich daran, die Fracht zu entladen - schlichte Kiefernholzsärge, einer wie der andere. Ein Gabelstapler schafft sie zu einem Graben und senkt sie einzeln hinab. Die Arbeiter deckeln sie mit Spanplatten zu und schaufeln Erde darauf, bis die Särge verschwunden sind.
So anonym werden sie beigesetzt, die ärmsten Corona-Toten von New York City. Wenn keiner die Toten kennt oder wenn sich die Hinterbliebenen keine Beerdigung leisten können, dann sorgt die Stadt für die letzte Ruhe - auf Hart Island, Amerikas größtem Armenfriedhof.
"Solche Bestattungen sind keine Schande", sagt die Dokumentaristin Melinda Hunt dem SPIEGEL. "Sie bedeuten nicht, dass man ungeliebt war."